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Offenes Zukunftslabor

Frankfurt RheinMain ist World Design Capital 2026

„Sollte sozialer Wohnungsbau zweckmäßig oder auch schön sein?“ Diese und andere Fragen auf bunten Bierdeckeln wandern seit dem Sommer durch die Rhein-Main-Region. Der „Demokratiedeckel“ ist eines von rund 2.000 kleinen und großen Projekten der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026.

von Kathrin Spohr, 01.12.2025

Alle zwei Jahre vergibt die World Design Organization (WDO) den Titel World Design Capital an Städte oder Regionen, die Design als Werkzeuge für gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Entwicklung nutzen. Nach Lille, Valencia und San Diego/Tijuana tragen 2026 nun Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet den Titel. Mit dem Konzept „Design for Democracy. Atmospheres for a better life.“ erhielt die Region den Zuschlag.

Gemeinsam nach vorn
Unter dem Motto „Looking forward – das Morgen gemeinsam gestalten“ wird Frankfurt RheinMain nun ein Jahr lang zur Bühne für Design. Wie müssen öffentliche Räume konzipiert sein, um der Gesellschaft zu nützen? Wie können Architektur, Mobilität oder die Digitalisierung die Lebensqualität steigern? Und welche Rolle spielt Design für eine lebendige Demokratie? Rund 2.000 Projekte und Veranstaltungen, entwickelt mit etwa 400 Partnern, suchen Antworten. Ausstellungen, Workshops, Talks und Mitmachaktionen richten sich an die breite Öffentlichkeit, Designinteressierte sowie Fachleute. Zugleich will die WDC 2026 ein internationales Publikum anziehen.

Strukturgebende Highlights
Vier zentrale Highlights prägen das WDC-Jahr: Bei der „Design Week Open“ im Juni 2026 präsentieren Designstudios, Hochschulen und Unternehmen ihre Projekte in unterschiedlichen Formaten. Das Potenzial von Design für Zukunft, Teilhabe und Nachhaltigkeit soll dabei sichtbar gemacht werden. Im August folgt das „World Design Street Festival“. An drei Wochenenden verwandeln Musik, visuelle Kunst, Performances und Workshops den urbanen Raum in eine Bühne und zeigen die Bedeutung von Design für inklusive, demokratische Stadträume. Die Ausstellung „A Step Ahead – Mathildenhöhe Darmstadt at 125“ feiert das 125-jährige Jubiläum des UNESCO-Welterbes. Im November 2026 schließen die „World Design Policy Days“ das Jahr mit einer internationalen Debatte über die Rolle von Gestaltung in politischen Prozessen ab.

Zentrale und dezentrale Hubs
Das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt wird zum Festivalzentrum. Es dient als Treffpunkt, Info-Hub und Veranstaltungsort. Dort findet der „WDC Campus“ statt, ein „Schaufenster der Hochschulen“ und interdisziplinäres Labor für Gestaltung, Kunst, Architektur und Wissenschaft. Vorträge, Panels und Workshops begleiten das Programm. Im Juli 2026 lädt der Campus rund 40 Hochschulen der Region mit 250.000 Studierenden sowie deren internationale Partner aus den USA, Afrika, Asien und Südamerika zum „WDC Campus Festival“ ein. Auch außerhalb der Zentren wird Design erlebbar. Ein mobiler „WDC-Pavillon“, entwickelt von ConstructLab, tourt von April bis September 2026 durch die Region. Er soll Design in den Alltag der Menschen bringen.

Mobile Gärten
Partizipation ist ein Kernaspekt der WDC: Open Calls und Co-Design-Formate ermöglichten es, Projekte bereits im Vorfeld zu starten, die 2026 gemeinsam weiterentwickelt werden. Beispiel hierfür ist etwa das Projekt „Mobile Gärten – Nachhaltige Begegnungsorte“ der Brüder Grimm Berufsakademie Hanau unter Leitung von Prof. Kai Linke. Es reagiert auf den Mangel an grünen Treffpunkten in verdichteten urbanen Räumen. Studierende sollen 2026 Lösungen für mobile Gemeinschaftsgärten entwickeln.

Grüne Fassaden, nachhaltiges Stadtlicht
Das Designbüro OMC°C plant mit „Schattengrün“ ein partizipatives Begrünungsprojekt. Ein modulares „GrünSet“ mit Halterungen für Fensteröffnungen oder Balkongeländer, Ranknetz, Pflanzgefäße, Substrat und Samen ermöglicht es Anwohner*innen, Fassaden zu begrünen. Schnellwachsende Kletterpflanzen sollen die Installationen im Sommer in grüne Pflanzensegel verwandeln und im Herbst wieder abgenommen sowie weiterverwertet werden. Das Projekt „Main-Light“ von Tobias Trübenbacher und Andreas Lang widmet sich der nachhaltigen Stadtbeleuchtung. Solarfolien ermöglichen eine einfache Installation ohne Stromleitungen, während insektenfreundliches Licht sichere, ökologische Räume schafft. Neben designorientierten Projekten gibt es auch künstlerische Formate wie Tanz, Theater oder Performance , die das Thema indirekt aufgreifen.

Breit gespannter Designbegriff
„Das übergeordnete Ziel ist, Design als Werkzeug für gesellschaftlichen Wandel erlebbar zu machen und eine nachhaltige Wirkung für die Region Frankfurt RheinMain zu entfalten“, so das Team von WDC Frankfurt RheinMain 2026. „Darüber hinaus geht es darum, das Gestaltungspotenzial der Region sichtbar werden zu lassen, und die Akteur*innen langfristig miteinander zu vernetzen.“

Welche der rund 2.000 Projekte internationale Publikumsmagneten werden, bleibt abzuwarten. Viele Vorhaben des Programms befinden sich noch in der Entwicklung, auch die Liste der Speaker ist nicht final. Doch das ist gewollt: Die WDC versteht sich als prozessorientiertes Festival, das sich im Laufe des Jahres formt. Der weit gefasste Designbegriff schafft große Freiräume, verlangt aber zugleich klare Linien. Der Erfolg der WDC 2026 wird davon abhängen, ob es gelingt, die programmatische Vielfalt mit inhaltlicher Schärfe zu verbinden und Design als Werkzeug für gesellschaftlichen Wandel greifbar zu machen.

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Links

World Design Capital 2026

„Design für die Demokratie“: 2026 verwandelt die Rhein-Main-Region Visionen für Zusammenleben, Vielfalt und Zukunft in kreative und gesellschaftliche Realität.

wdc2026.org

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