Opulenz und Reduktion
Sensibler Umbau der Casa Alesan in Barcelona von Bach Arquitectes
Der katalanische Jugendstil ist eine Fundgrube für Detailverliebte. Es sind Bauten, die von großem handwerklichen Geschick zeugen und das Auge kaum zur Ruhe kommen lassen. Die Restaurierung und Erweiterung der Casa Alesan zeigt, wie sich der historische Bestand für kommende Generationen erhalten und zugleich mit einer zeitgenössischen Formensprache kombinieren lässt.
Barcelona hat in der Vergangenheit verschiedene herausragende Persönlichkeiten erlebt, deren Ideen und Bauten ihrer Zeit weit voraus waren und die noch heute das Stadtbild prägen. Was wäre die Stadt ohne Cerdàs visionären Plan, der Mitte des 19. Jahrhunderts die blockförmige Erweiterung für den Bezirk Eixample festlegte? Was wäre sie ohne die schwungvoll dekorierten Bauten von Gaudí und anderen Vertretern des Modernisme? Und in einem der Blöcke des Eixample, unweit der Avinguda Diagonal, steht am üppig begrünten Passeig de Sant Joan ein weiteres Beispiel des katalanischen Jugendstils: die Casa Dolors Alesan de Gibert. Zwischen 1902 und 1905 von Enric Fatjó i Torras im Auftrag von Dolors Alesan errichtet, grenzt das fünfgeschossige Wohnhaus an den nicht weniger bekannten Palau Macaya von Josep Puig i Cadafalch.
Imposanter Bestandsbau
Die Casa Alesan ist eine Collage aus sanften Rundungen, Vor- und Rücksprüngen, verschiedenen Materialien und Farben – in der Fassade ebenso wie im repräsentativen Eingangsbereich und in den Wohnungen. Florale Elemente aus Stuck, Metall und Buntglas zieren Wände, Brüstungen und Verglasungen. Gerade Linien sucht man in dem opulenten Jugendstilwohnhaus vergebens. Vom Marmorsockel bis zur Deckenverzierung ist der Innenraum Beleg einer für Barcelona glorreichen Bauepoche.
Anpassung an die Bedürfnisse von heute
Doch die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen: Die Schönheit von einst war verstaubt, das Buntglas war trübe geworden und die Fensterläden löchrig. Bach Arquitectes zusammen mit Anna & Eugeni Bach wurden beauftragt, das Gebäude zu restaurieren und zu erweitern. Mithilfe einer zweigeschossigen Aufstockung und einer neuen Grundrissaufteilung war es möglich, die Anzahl der Wohnungen von 8 auf 18 zu erhöhen. Die Aufstockung ließ sich gut mit dem bestehenden Gebäude vereinbaren. Sie liegt zurückversetzt hinter der hohen, reichlich verzierten Attika des Bestandsbaus und ist von der Straße aus nicht sichtbar. Die neue Aufteilung der Innenräume im Altbau war jedoch eine Herausforderung, da die dekorativen Elemente an Decken und Böden eine klare Abgrenzung von Räumen vorgaben. Die Architekt*innen lösten das Problem, indem sie den Räumen neue Volumen hinzufügten, die verschiedene Funktionen ergänzen, jedoch nicht bis an die Geschossdecke reichen. Die ursprüngliche Raumkante bleibt weiterhin erkennbar.
Harmonie aus Alt und Neu
Gestalterisch galt es, die hinzugefügten Elemente im Innenausbau wie auch in der Fassade mit dem reichhaltigen Repertoire an Formen und Materialien des Bestands in einen harmonischen Einklang zu bringen. Geradlinige Einbauten aus hellem Holz und eine reduzierte Fassadenverkleidung aus vertikalen Lamellen für den aufgesetzten Baukörper bilden die zurückhaltenden Gegenspieler zu den typisch modernistischen Pflanzenformen. Sie sind als zeitgenössische Eingriffe erkennbar, ohne mit dem Bestand zu konkurrieren. Obwohl die Fülle an Verzierungen und die vorhandene Grundrissstruktur dominante Parameter im Entwurf waren, ist es den Architekt*innen gelungen, die Casa Alesan den Bedürfnissen der heutigen Zeit anzupassen und das Gebäude in eine neue Zukunft zu führen.
FOTOGRAFIE Eugeni Bach
Eugeni Bach
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